Donnerstag, 17. August 2017

Auch erfahrene Experten sind nicht davor gefeit, auf einen Blender hereinzufallen

Aktuelles Beispiel: Josef Moser, ehemaliger Rechnungshofpräsident, ursprünglich von Jörg Haider in den FPÖ-Parlamentsclub geholt, ist auf Sebastian Kurz, den neuen Messias der österreichischen Politik, hereingefallen. Es wird ihm — auf einem sicheren Listenplatz 3 jedenfalls ins neue Parlament einziehend — zwar egal sein: aber  für mich hat er mit dieser Entscheidung das bisherige Ansehen in meinen Augen nachhaltig beschädigt.

Was zum Teufel vermeint er mit einem geradezu prototypischen Polit-Jungapparatschik wie Kurz in Österreich »verändern« zu können? Das ist etwa so blauäugig, wie von IM Erika Legalität, oder von Schäuble Steuergerechtigkeit zu erwarten. Wenn Moser sich also entschließt, auf einem Ticket dieses medial gehypeten Politstarlets in Parlament zu ziehen, ist er entweder in einem Ausmaß blauäugig, wie es einem Rechnungshofpräsidenten eigentlich nicht passieren darf, oder er will einfach seine persönliche Chance auf eine Machtposition ergreifen. Und die ist derzeit mit einem schwarz-türkisen Lottoschein sicherlich am chancenreichsten zu erlangen.

Nur — was will er mit einer angeblich »neuerfundenen« Kurzpartei eigentlich bewirken? Glaubt er ernstlich, mit einem bislang geschickt allen Fragen ausweichenden Jungspund ohne Erfahrung im realen Leben Österreich grundlegend reformieren zu können? Das wäre so naiv, daß ich mir das bei ihm nur schwer vorstellen kann. Aber wenn er das nicht bezweckt, dann kann es eigentlich nur um persönliche Machtaspirationen gehen, denn um als »weißer Ritter« in die österreichischen Politik einzutreten, hätte er sich nicht von einer der bisherigen Regierungszwillinge einfangen lassen dürfen. Denn genau die haben uns seit 1945 in proporzverteilter Verrottung in die jetzige Situation gebracht, für die der Ausdruck »beschissen« noch geprahlt wäre!

Zweifellos wird Mosers Antreten für die ÖVP sowohl der SPÖ wie auch, und das ist weitaus trauriger für Österreich, der FPÖ schaden. Denn diese ist — und hat es, seit Straches ihr Parteichef ist, auch hinreichend bewiesen — die einzige Partei in Österreich, die versucht, die Interessen der Österreicher vor die der EUrokraten und transatlantischer Seilschaften zu stellen. Daß sie es als Oppositionspartei bislang nicht durchsetzen konnte, liegt daran, daß die Opposition zwar etwas fordern, aber eben nicht in Gesetzen festlegen kann — das ist, Gewaltentrennung hin, Verfassungsbuchstabe her, faktisch eben die wichtigste Aufgabe der Regierung.

Hätte Moser (was immerhin denkbar ist) Zweifel daran gehabt, ob die FPÖ wirklich das geeignete Verhikel für eine Reform unseres zerrütteten Staats- und Politsystems darstellt, dann hätte er jedoch den Weg einer von ihm gegründeten neuen Partei gehen müssen. Aber mit einer Systempartei par excellence, die seit 1945 immer maßgeblich an dem Aufbau und Erhalt genau jenes durch und durch korrumpierten Politgeflechtes von »Sozialpartnern«, Kammern und sonstigen Vorfeldorganisationen (all diese von Steuergeldern und/oder Zwangsbeiträgen üppigst alimentiert), hätte er sich nie und nimmer einlassen dürfen!

Er hat es aber getan: und so können wir bis nach der Wahl, wenn Moser — im Fall eines inzwischen durchaus wahrscheinlichen Wahlsieges der ÖVP — mit einem hochrangigen Posten belohnt wird, darüber rätseln, mit welchem Wahlversprechen er von Kurz wohl geködert wurde. So ein Verhalten als »gesinnungslos« zu bezeichnen, wäre allerdings verfehlt: es verrät durchaus eine Gesinnung — wenn auch keine besonders angenehme ...

8 Kommentare:

weiterdenken hat gesagt…

Bravo! Während allein in Tirol monatlich 700 bis 1000 Flüchtlinge einmarschieren, dürfen wir völlig überraschend einen weiteren Quereinsteiger von höchster Reputation bewundern. Und die rund 500 vom Rechnungshof zur Sanierung dieser Republik vorgeschlagenen Lösungen sind jetzt quasi gleich miterledigt.

Jetzt wird durchgestartet, echt jetzt, aber wirklich...

Je suis ÖVP! :))

Anonym hat gesagt…

Werter Le Penseur,

so sehr ich Ihren Blog auch schätze: Dieses Moser-Bashing verstehe ich jetzt nicht.

Tomj

Le Penseur hat gesagt…

Cher TomJ,

wo sehen Sie ein »Moser-Bashing«? Ich habe einfach dargelegt, daß Moser entweder unglaublich naiv sein muß, wenn er glaubt, daß Österreichs Interessen mit einem (wenngleich jungen, aber dafür bereits totalen) Polit-Apparatschik aus der bereits bis über Nasenunterkante stehenden Scheiße gerettet werden kann.

Schließlich ist dieser angebliche Messias Österreichs nicht nur seit der Schulzeit nichts anderes als ein Jung-Politruk gewesen — er hat auch nicht einmal sein Studium absolviert (weil das Futter an den Trögen der Macht offenbar mehr lockte, als eine seriöse Magister- oder Doktorarbeit), geschweigen denn irgendwann in seinem Leben was anderes gemacht als »in Politik«. Und das ist genau der Typ von Politruks, die ich hasse bis aufs Blut, denn genau diese Sorte asozialer Schmarotzer hat unser Land über Jahrzehnte ausgesaugt und ruiniert.

Dazu noch steht besagter Jungpolitruk in einem bedenklichen Naheverhältnis zu einem der größten Arschlöcher (wenn nicht gar dem größten aller) auf diesem Planeten (ich brauche den Namen dieses abgefeimten Charakterschweins wohl nicht expressis verbis zu erwähnen ...)

Da ich Moser nicht für für so grenzenlos dumm oder naiv halte, all das nicht zu wissen bzw. nicht entsprechend bewerten zu können, bleibt wohl nur die Annahme übrig, daß er sich trotz dieses Wissens und trotz dieser Bewertung freiwillig in die Entourage einer solchen Person einreiht (denn er ist in mehr als wohlbestallter Pension, und hätte es überhaupt nicht nötig, auch nur irgendeinem Schalmeienton zu folgen).

Somit läßt das alles jedenfalls nur Schlüsse zu, wie die, die ich gezogen habe: Eitelkeit und/oder Machtgier »san a Hund« (wie der Wiener sagen würde)! Und darauf bezog der Schlußsatz meines Artikels.

Und ich wüßte beim besten Willen nicht, welche andere Deutung sonst denkmöglich wäre.


---


P.S.: Personen, die ihre weltanschauliche Heimat wechseln, sind mir immer schon suspekt gewesen. Und meine — inzwischen schon recht umfangreiche — Lebenserfahrung hat mich leider gelehrt, vor solchen Leuten auf der Hut zu sein.

Anonym hat gesagt…

Werter Le Penseur,

damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich halte Kurz mitnichten für den Messias, aber doch für jemanden, der strategisch zu denken vermag. Insofern sind Moser und Dönmez natürlich Angebote für entsprechend positionierte Wähler. Aber: Sowohl Moser als auch Dönmez sind mir bisher jedenfalls durch sinnvolle Standpunkte bzw. Aussagen aufgefallen. Insofern möchte ich beiden - und auch Kurz - den "benefit of doubt" durchaus zugestehen.

Daß Kurz bisher nicht durch programmatische Festlegungen aufgefallen ist, muß auch nicht unbedingt ein Nachteil sein. Er ist zugegeben ein reiner Politruk, aber welcher Parteichef einer größeren Partei ist denn bitte kein solcher? Was seinen Umgang betrifft: Da sollte man nicht außer acht lassen, daß ein gewisser Orban ebenfalls einst diesen Umgang hatte - und der hat sich doch prächtig entwickelt!

"Weltanschauliche Heimat". Puh, das ist ein starkes Wort. Meine Weltanschauung wird von keiner Partei zu 100%, aber auch von keiner zu 0% vertreten (wobei ich freimütig bekenne, daß die Überschneidungen mit den Grünen bzw. der KPÖ sehr, sehr gering sind), und ich denke, daß es sowohl Dönmez als auch Moser ähnlich ergeht. Werden sie etwas bewegen können?Wir werden sehen.

Aber wenn wir sie von vornherein als reine Opportunisten abqualifizieren (ich sage nicht, daß das nicht der Fall sein kann!), dann sprechen wir ihnen ebenso von vornherein jede Wahrscheinlichkeit ab, etwas bewegen zu wollen. Das ist mir dann doch ein bisserl zu zynisch.

Just my 2 cents.

Stets der Ihre,
Tomj

Le Penseur hat gesagt…

Cher Tomj,

Ich halte Kurz mitnichten für den Messias, aber doch für jemanden, der strategisch zu denken vermag. Insofern sind Moser und Dönmez natürlich Angebote für entsprechend positionierte Wähler.

D'accord! doch darum geht es nicht: daß Dönmez und Moser von Kurz "strategisch" höchst geschickt positionierte Lockvögel für den arglosen Wahlgimpel sind, bestreite ich nicht.

Aber exakt das ist ja das Problem! Die beiden sind Potemkin'sche Dörfer, die Stimmen von der FPÖ (der einzigen Partei, die wenigstens eine diesbezügliche Kursumkehr verspricht!) absaugen sollen, damit nachher alles so weitergehen kann wie bisher. Ganz nach dem Geschmack von Brüssels EUrokraten und der transatlantischen Seilschaften, denen es, pardon l'expression, scheißegal ist, daß bspw. die mitteleuropäisch-abendländische Kultur dabei in die Tonne getreten wird, daß labile Bürgerkriegsgesellschaften sich ausbreiten etc. etc. ...

Soros & Consorten (zu denen halt als "7. Zwerg von links" auch ein Herr Kurz gehört) haben einfach kein Interesse an funktionierenden Nationen, sondern wollen die große Umvolkung mit einem danach unproblematisch zu manipulierenden Einheitsmischmasch von "Diversity", im Klartext: von atomisierten, sich gegenseitig zur Wirkungslosigkeit aufhebenden, Einzelexistenzen, die die Herrschaft dieser selbsternannten "Eliten" (die in Wahrheit einfach skrupellose Verbrechergangs sind!) nie mehr bedrohen können.

Wer da mittut, ist entweder blind/naiv (was ich weder bei Dönmez noch bei Moser glauben kann), oder er will genau dieses Ziel unterstützen. Oder, dritte Variante, er rechnet sich einen höchstpersönlichen Reibach beim Mittun aus.

Das bedeutet im Klartext:

Variante 1 wird nicht vorliegen (wenigstens nicht bei diesen beiden Herren, vielleicht bei Leuten wie Grünberger oder Taschner — aber die sind ohnehin nur Wahlwerbe-Deko bis 15. Oktober ...)

Variante 2: solche Leute vertreten Ziele, die ich für höchst verderblich ansehe. Deshalb werde ich sie mit allen zulässigen Mitteln bekämpfen, und wenn es halt "nur" durch entsprechende Artikel auf diesem Blog und in persönlichen Gesprächen mit noch "unsicheren" Wählern in meinen Bekanntenkreis geschieht.

Variante 3: profitorientierte Opportunisten bekommen von mir eine volle Breitseits ab. Denn wenn es was gibt, was ich hasse, dann ist es Opportunismus.

Wenn Sie das klare Aufzeigen von Varianten 2 und 3 als "ein bisserl zu zynisch" ansehen, dann bedauere ich das. Ich hielte freilich ein Schweigen darüber für weitaus zynischer.

Anonym hat gesagt…

Werter Le Penseur,

was die FPÖ betrifft, so bin ich ganz bei Ihnen: Sie verspricht einen anderen Kurs. Ich bezweifle nur sehr, daß dies in der Realität auch so sein wird und verweise diesbezüglich auf die Jahre 2000-2006 (nur keine Sorge: Ich wähl' sie ja eh!) und stehe daher den entsprechenden Hoffnungen sehr skeptisch gegenüber. Strache hat leider dasselbe Problem wie Haider: Er will jenseits der Parteigrenzen akzeptiert werden - das wird's leider nicht spielen. Haider war bereit, Kernpositionen der FPÖ dafür herzugeben(und das, werter Le Penseur, war die eigentliche Ursache für das Auseinanderbrechen der FPÖ) und im Gegenzug - nichts zu bekommen...

Ein Bundespräsident Hofer wäre m.E. die einzige Chance gewesen, hier wirklich einen Kurswechsel zu erhalten, der diesen Namen verdient. Mit VdB wird folgendes passieren:

Nach einem fulminanten Wahlsieg der Kurz'schen Bewegung wird der Kopftuchopa entweder mit aller Macht auf eine Neuauflage des SPÖVP-Mehltaus pochen (vor allem, wenn die Roten Platz 2 halten können) bzw. - falls dies nun wirklich nicht mehr geht, was ich sehr hoffe - eine Kurz/FPÖ-Koalition nur mit einer medial gepushten FP-Zähmung v.a. in Richtung EU akzeptieren. In dieser Situation wird sich zeigen, ob Strache bzw. die FPÖ als Ganzes Eier in der Hose hat (was m.E. im Endeffekt wichtiger sein wird als die Frage, ob Moser/Dönmez nun halbwegs aufrechte Charaktere sind oder nicht).

Man wird sehen.

Tomj

Anonym hat gesagt…

Auch wenn's nicht den Kurz betrifft, passt gut dazu:
http://tinyurl.com/y7mpx3sq

FritzLiberal

Le Penseur hat gesagt…

Cher Tomj,

wenn die SPÖ Platz zwei halten kann und die FPÖ nur auf Platz 3 landet, ist Strache ohnehin vermutlich Geschichte (etwas ungerecht, aber Politik ist nun mal nicht gerecht ...).

Was die Neuauflage von SPÖVP betrifft: die wird kommen, und wenn sie sich allein nicht ausgeht, dann in einer »Reformpartnerschaft« mit Pink oder Grün oder Weiß oder sonstwas (alles außer Blau). Schwarz-Blau halte ich nur dann für realistisch, denn die Roten so grimmig abbeißen, daß sie nur in Versenkung gehen können (was ich für kaum denkbar halte), Kurz und Strache beide (!!!) gewaltig zulegen, und als große Sieger faktisch gleichauf liegen, und es den pinken, grünen etc. Rest einfach »zerreißt«. Dann käme vielleicht schwarz-blau oder blau-schwarz.

Ein anderes Szenario ist noch vorstellbar, wenn der Kurz-Hype ein so gewaltiges Ergebnis für die ÖVP einfährt, daß eine total gedemütigte SPÖ, bevor sie unter Kurz die Lachnummer spielt, lieber mit einer — in so einem Fall ebenfalls total gedemütigten — FPÖ (was, s.o., das Ende von Strache wäre!) eine Koalition macht, um am Futtertrog weiter den Ton angeben zu können. In diesem Fall wären ein Kanzler Doskozil und ein Vizekanzler Hofer nicht unrealistisch.

Zu wünschen wäre Österreich das nicht wirklich (und der FPÖ schon gar nicht)!

Was das Szenario

... eine Kurz/FPÖ-Koalition nur mit einer medial gepushten FP-Zähmung v.a. in Richtung EU akzeptieren. In dieser Situation wird sich zeigen, ob Strache bzw. die FPÖ als Ganzes Eier in der Hose hat ...

betrifft: mediale Inszenierungen sind mir relativ egal. Entscheidender ist, ob die FPÖ ihre Unterwanderung durch korrupte Glücksritter verhindern kann (oder besser: konnte — denn die Effekte zeigen sich immer erst nach Jahren).

Da schätze ich mal intuitiv: es dürfte wohl nicht so schlimm sein, wie unter Haider 2000. Denn der war nach einem beispiellosen "Run" durch die 90er-Jahre bei der Wahl 1999 zwar der Schreckensmann der Linken, aber für alle Konjunkturritter mit ein bisserl Geduld eine »sichere Bank«. Die FPÖ war einfach ein Terrain, auf dem man viel holen konnte (Posten, Staatsgeld etc.).

Das Wachstum der FPÖ unter Strache war zwar »objektiv« nicht weniger fulminant als jenes unter Haider — aber Strache ist halt der uneitlere Politiker, der das nicht so penetrant inszeniert hat. Und außerdem hat er einen Kickl, der die korrupte Buberl-Partie um Haider hautnah miterlebte, an der Seite, der ihn warnen wird.

Ich gebe Ihnen hinsichtlich der Frage nach den »Eiern in der ganzen FPÖ« durchaus recht, und das ist auch mein auf diesem Blog oftmals geäußertes Credo: die FPÖ soll sich lieber die Dänische Volkspartei als Vorbild nehmen, als sich durch korrumpierende Regierungsarbeit zerreiben und zahnlos machen zu lassen.

Ob es einem Strache gelingt, die auf Pöstchen schielenden Funktionäre der 2. und 3. Ebene zu vergattern, wird sein eigenes Schicksal ebenso bestimmen, wie das Schicksal Österreichs. Denn mit einer weiteren, brüssel-hörigen und vom East-Coast-Establishment gekauften Systempartei ist diesem Land nicht gedient.