Montag, 4. Juli 2016

NZZ zum Sonntag: «Ein Rückbau der EU wäre sinnvoll»

Die EU kann nur überleben, wenn sie den Euro und die Personenfreizügigkeit aufgibt, sagt der britische Historiker Oliver Zimmer im Interview. Der Versuch, aus der EU einen Staat zu machen, sei gescheitert.

NZZ am Sonntag: Herr Zimmer, wieso haben die Briten für den Brexit gestimmt?
Oliver Zimmer: Ich habe ein kleines Haus, das ich derzeit renoviere. In den vergangenen Monaten habe ich viel mit Handwerkern, Gärtnern und Putzfrauen geredet. Praktisch alle sagten mir, sie würden für den Austritt aus der EU stimmen. Das sagten sie mir ganz ohne Emotionen. Ich lebe in Oxfordshire, das ist eine verhältnismässig reiche Gegend. Die Überlegung der Handwerker war einfach: Eine rumänische Putzfrau verlangt 10 Pfund, eine britische Putzfrau 15 Pfund.
Gab dies den Ausschlag für den Brexit?
Es waren zwei Dinge, die eng zusammenhängen. Migration und Souveränität. Ist ein Land in der EU, kann es die Migrationsströme nicht mehr beeinflussen. Jeder EU-Bürger hat das Recht, unabhängig von seiner Qualifikation, in ein EU-Land zu gehen und dort zu arbeiten. Die nationalen Parlamente und Regierungen nehmen keinen Einfluss mehr auf die Migrationsbewegungen. Das wollen viele Briten offenbar nicht mehr zulassen.
Vielleicht sollten der egomanische Trankler aus Luxemburg und sein Pendant aus Würselen bisweilen in der NZZ lesen. Es bildet. Ob auch verknöcherte Eurokraten, muß leider bezweifelt werden ...

5 Kommentare:

FalkenaugeD hat gesagt…

Zitat:
"Vielleicht sollten der egomanische Trankler aus Luxemburg und sein Pendant aus Würselen bisweilen in der NZZ lesen. Es bildet. Ob auch verknöcherte Eurokraten, muß leider bezweifelt werden ..."

Man muss durchschauen, dass diese Leute die vernünftigen Argumente alle kennen. Es besteht aber seit spätestens dem 2. Weltkrieg der stiernackige Wille, dieses Projekt "Vereinigte Staaten von Europa" zu erreichen, koste es, was es wolle.
Dies hier zu lesen, lohnt sich:

https://fassadenkratzer.wordpress.com/2013/11/22/hintergrunde-der-europaischen-integrationsbewegung/

https://fassadenkratzer.wordpress.com/2015/09/23/die-eu-als-vorstufe-zu-einer-weltregierung/

Anonym hat gesagt…

@FalkenaugeD: klingt ja alles ganz nett, wie Eliten im Hintergrund dies und jenes planen. Nur: hätten die sich nicht fähigere Repräsentanten ausgesucht? Die zwei Vollidioten und Saufköpfe wirken doch so, als wären sie einer Slapstick-Komödie entsprungen.

FritzLiberal

Fragolin hat gesagt…

@FritzLiberal
Ich finde, das passt schon. Intelligente Führer sind dem tumben Volk immer schon suspekt, aber vom Trottel an der Staatsspitze erwarten sie keine Gefahr, nur Blödheit über die sie sudern können.
Dass der Hofnarr auf dem Thron sitzt während der Kaiser aus dem Schatten die Fäden zieht ist keine schlechte Strategie. Man darf nicht vergessen, dass unsere ganze schöne neue Welt ein einziges Blendwerk ist. Da scheint fast ein wenig die Matrix durch - alles nur Trug, alles nur Fassade, potemkinsche Dörfer, nur diesmal nicht vom Volk zur Täuschung der Regentin aufgebaut sondern von der Regentin zur Täuschung des Volkes...

Anonym hat gesagt…

@Fragolin: ja schon, aber so dämlich? Da könnte man einen Film draus machen: ein Superhirn entwirft einen genialen Plan zur Erringung der Weltherrschaft, und Mr. Bean dient als Aushängeschild. :)

FritzLiberal

Fragolin hat gesagt…

@FritzLiberal
Kommt alles auf das System an. Wir hatten das doch schon einmal in Europa, Machthaber jenseits der Grenze und Provinzstatthalter von der Intelligenz, Eloquenz und rhetorischen Gewandtheit eines Herrn Honecker.
Politik im Blitzlichtgewitter der Medien ist reines Theater, eine Schmierenkomödie. Und da bieten sich die Hanswurste als Aushängeschild sehr gut an. Die wirklichen Entscheidungen werden woanders getroffen. Und wenn man nicht weiß, wer wann was mit wem ausgeschnapst hat, kann ihn auch niemand zur Verantwortung ziehen. Der Kasper ist austauschbar, der Regisseur bleibt.
Ich glaube nicht an das Superhirn im Hintergrund, eher an eine Interessensgemeinschaft mit wechselnden Protagonisten aber ähnlichen Zielen, und die lassen die Hampelmänner auf der Bühne ihre texte drechseln während sie in der Garderobe die Mäntel aussackeln. Mister Bean wäre übrigens eine Spitzen-Besetzung für den Kommissionspräsidenten! Bin ich sofort dafür!