Montag, 1. September 2014

Offenbar wird in Brüssel auf Symbolpolitik geachtet

... und deshalb möchte man einen 1. September nicht ohne Beginn eines Krieges vorbeigehen lassen, wo doch der letzte, symbolträchtige solche gerade mal sein 75. Jubiläum begeht. Man denkt sich offensichtlich: »Wenn es schon nicht bis zum 28. Juli mit seinem noch viel schöner runden Gedenktag geklappt hat, soll uns der Krieg diesmal nicht wieder durch die Lappen gehen!«

Diesem Ziel wird alles geopfert — wohl wissend, daß es auf Quisquilien wie Rechtsstaatlichkeit, Freiheit,Wahrheit etc. nicht ankommt. Motto ist: The Show Must Go On! und das tut sie nur, wenn es gelingt, das Finanzdesaster unserer Politruks und ihrer Strippenzieher an der East Coast und in der Londoner City durch eine pompöse Kriegsaktion so zu vernebeln, daß nachher — wie gewünscht — die EUntertanen (und die USklaven kaum weniger!) ohne Hemd und Hosen dastehen, weil sich die Finanz»eliten« in der Zwischenzeit alles gekrallt haben, aber die breite Masse glaubt, das sei nicht durch die betrügerische Papiergeldwirtschaft und hemmungslose Schuldenmacherei der Machthaber passiert, sondern die bedauerliche Folge eines Weltkriegs, in die der pöhse Putin alle gehetzt habe.

Was unsere Systempresse dazu schreibt, paßt genau in diese Verdachtslage. Nehmen Sie nur die gute alte, offiziöse »Wiener Zeitung«, in der — wenigstens seit dem Rausschmiß von Andreas Unterberger — sicherlich kein Leitartikel ohne die Genehmigung des Bundeskanzlers erscheint. Da »durfte« Chefredakteur Göweil in der jüngsten Wochenendausgabe einen Sportpalast-Artikel veröffentlichen, unter dem neckischen Titel:

Die Kosten der Freiheit

Eines darf bei Betrachtung der aktuellen Ukraine-Krise nie vergessen werden: Russland hat die Krim als Aggressor annektiert, und Russlands Getreue in der Ukraine haben eine Zivilmaschine mit 298 Menschen an Bord vom Himmel geschossen. Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin die Separatisten also eine "Bürgerwehr" nennt, ist das Unsinn, es handelt sich um Schwerverbrecher. Die 2600 Toten des Ukraine-Konflikts scheinen Putin auch nicht zu stören, schweres Kriegsgerät wird illegal über die Grenze gebracht.
(Hier weiterlesen)
 Göweil »vergißt« dabei, daß es ein höchst eindeutiges Referendum gab (dessen Ordnungsmäßigkeit von unabhängigen Beobachtern vor Ort bestätigt wurde), er »vergißt« auf das dröhnende Schweigen aus Großbritannien über die Ergebnisse der Flugschreiberauswertung, welches das genaue Gegeteil seiner hingerotzten Behauptung höchst wahrscheinlich macht, er »vergißt« darauf, daß die EU-Favoritin (bis zu ihrer, leider, abgehörten Äußerung!) und lupenreine »Demokratin« Timoschenko die Ausrottung der russischen Bevölkerung der Ost-Ukraine empfahl. Dafür vergißt er aber nicht auf die angesagte Agenda:
Was er allerdings nicht in der Hand hat, sind die Art und Weise der Sanktionen gegen Russland. Sie werden weiter verschärft, allerdings werden sie nicht weit genug gehen. So schlimm das auch für Europa wäre, an einer weitgehenden Isolierung der russischen Wirtschaft führt kein Weg vorbei. Putin spricht sehr klar mit doppelter Zunge - damit hat die Diplomatie ihren Sinn verloren. Die Aufrufe der EU-Außenminister werden im Kreml offen verhöhnt.

Europa hängt am Gas-Tropf Russlands, und ein Importstopp würde die Sanierung der EU-Budgets zweifellos über Bord werfen. Ohne diese Einnahmen wäre es allerdings bald vorbei mit Putins Herrlichkeit. Natürlich ließen Sanktionen wie beim Iran Europas Aktienkurse abstürzen, Banken pleitegehen und Industriekonzerne arg ins Straucheln kommen. Doch nach der Finanzkrise nahmen die EU-Staaten sehr viel Geld in die Hand, um genau das zu verhindern. Da ging es "nur" um die Sanierung eines außer Rand und Band geratenen Kapitalismus. Nun geht es um die Freiheit, und das müsste Europa mehr Geld wert sein und auch mehr als Defizit-Kriterien.
»Wollt ihr die totalen Sanktionen? Wollt ihr sie totaler, als ihr sie euch überhaupt vorstellen könnt?«  »JAAAAAAA«, soll nach Göweils (d.h. seiner Auftraggeber) Willen wohl der Pöbel jauchzen.

Nun — damals gab's noch keine Blogs und Foren im Internet, welche inzwischen immer größere Zugriffsraten verzeichnen und die Systempresse und Öffis ziemlich alt aussehen lassen. Und es gab eine leidensbereitere Bevölkerung als heute.

Und so sei die Prognose gewagt, daß ein Krieg stattfinden wird vorallem in den Redaktionen und Köpfen unserer »Eliten«. Solange diese ihre Köpfe noch auf ihren Schultern haben werden ...

3 Kommentare:

Carolus hat gesagt…

Leider singt der erwähnte, von mir sonst sehr geschätzte Dr. Unterberger zu diesem Thema ebenfalls das Lied der Transatlantiker. War für mich eine herbe Enttäuschung.
Jedenfalls ist sein Kommentarbereich noch unzensiert (was ich z. B. von kath.net nicht sagen kann), und der ist anregend und weitgehend propagandafrei. Z. B. die Kommentare zu
http://www.andreas-unterberger.at/2014/08/was-die-personal-entscheidungen-der-eu-bedeuten/

Le Penseur hat gesagt…

Cher Carolus,

Nun, Unterberger wurde in der »Presse«-Redaktion sozialisiert, und die wurde jahrzehntelang von CIA-Informanten geführt: zuerst von Otto Schulmeister, dann von Thomas Chorherr.

Da kann man vermutlich nicht mehr aus seiner Haut ...

Anonym hat gesagt…

Unterberger? Ich kenne zwar Underberg, aber ich ziehe das Nationalgetränk meines Stammes vor: Aromatique. Damit schlägt man tschechische Skiliftwarte in die Flucht. Höllensud (helvetes avkok) aus Schafgarbe...