Samstag, 7. Juni 2014

Sittenbilder aus Ösistan

»Die Presse« berichtet:
Viele Monate hat sich der frühere kasachische Botschafter in Österreich, Rakhat Alijew, in Malta aufgehalten. Zuletzt ist auch über Aufenthalte in Zypern, ja sogar über Fluchtpläne nach Nordafrika spekuliert worden. Donnerstagabend war dann alles anders: Der 51-Jährige wurde auf dem Flughafen in Wien-Schwechat verhaftet. Alijew steht unter Mordverdacht und beschäftigt die österreichische Justiz sowie Politik seit Jahren. Eine Auslieferung nach Kasachstan wurde bisher zweimal abgelehnt. Seinem Anwalt Manfred Ainedter zufolge stellte sich Alijew den Behörden freiwillig, weil er „kooperieren" wolle.
Nun, was sich eben so alles »freiwillig« nennt ...
Kasachstan hat Alijews Auslieferung verlangt. Österreich entschied rechtskräftig gegen eine Überstellung. Nicht nur Alijew sitzt nun in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigte gegenüber dem Ö1-„Mittagsjournal" auch die Verhaftung zweier weiterer Kasachen. Darunter soll auch der ehemalige kasachische Geheimdienstchef Alnur Mussajew sein.
Na, interessant! Der arme, politisch verfolgte Flüchtling .... Aber es kommt noch besser:
Die Verdachtslage gegen Alijew hatte sich laut Staatsanwaltschaft zuletzt verdichtet. Ein offenbar geheim aufgezeichneter Mitschnitt eines Skype-Gesprächs zwischen Ex-Geheimdienstchef Mussajew und einer zweiten Person soll Alijew bezüglich des Mordverdachtes massiv belasten.

Gerald Ganzger von der Kanzlei Lansky, die die Witwen der ermordeten Bankmanager vertritt, hat Akteneinsicht nehmen können und kennt den Inhalt der Aufzeichnungen. Darin soll Mussajew seinem Gesprächspartner mitteilen, dass er den Aufenthaltsort der Leichen der Bankmanager kenne und auch über ein schriftliches Geständnis von Alijew verfüge.

Zuletzt ist auch Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) in der Causa Alijew scharf kritisiert worden. Brandstetter war früher einer von Alijews Anwälten. Und Alijew war in einem Haus Brandstetters im niederösterreichischen Eggenburg gemeldet gewesen. Am Freitag wollte sich Brandstetter zum Fall nicht äußern. Er verwies auf das laufende Ermittlungsverfahren.
Das »(ÖVP)« bei Brandstetter, welcher bekanntlich auch als Strafverteidiger von Bundeskanzler (und Sozenhäuptling) Faymann in einer Korruptionscausa aus dessen Zeit als Verkehrsminister einschritt, darf als humorige Anzüglichkeit betrachtet werden. Ansonsten: ein Sittenbild aus Ösistan. Metternich hatte recht: der Balkan beginnt am Rennweg. Und bisweilen sogar noch weiter westlich, bspw. im Palais Trautson ...

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