Mittwoch, 26. März 2014

Arbeitsethos und Negerkonglomerat

FPÖ-Spitzenkandidat Mölzer wird von der »Süddeutschen Zeitung« gehetzt. Wegen erschrecklicher Aussagen in einer legeren Diskussionsrunde — auch »Die Presse« entsetzt sich pflichtschuldig:
Andreas Mölzers völkischer Rückfall in „satirischem Rahmen“

Sein „Negerkonglomerat“ und ein NS-Vergleich konterkarieren den Imagewandel des rechten Veteranen. „Hoppla, das ist mir dann doch passiert“, sagt Mölzer nach Anhören des Mitschnitts.

Wien.
Erstaunlich ist es doch, dass Andreas Mölzer wieder einschlägig auffällig wird. Seit seinem „Umvolkung“-Sager in den Neunzigern hatte er sich um ein moderates Auftreten – pointiert, aber nicht aggressiv – bemüht, nicht zuletzt in Talkshows. Und es war Mölzer, der NS-Anspielungen Freiheitlicher mit dem Verweis auf den „Narrensaum“, der seine Partei an den Rändern leider umgebe, zuletzt immer wieder verurteilte. Den „Kristallnacht“-Cartoon in der von ihm herausgegebenen, aber nun von seinem Sohn Wendelin als Chefredakteur verantworteten Zeitschrift „Zur Zeit“ hatte er als „so unnötig wie ein Kropf“ bezeichnet. Und Parteikollegin Susanne Winter, die gemeint hatte, der Prophet Mohammed sei nach heutigem Gesichtspunkt ein Kinderschänder, hatte er coram publico gerügt.

Nun aber sprach Mölzer davon, dass die EU Gefahr laufe, zum „Neglerkonglomerat“ zu werden, und im Vergleich zum NS-Regime überreglementiert sei. Seine Erklärung dafür: Diese Aussagen seien in einem „leger-humoristischen Rahmen“ gefallen, im Zuge einer Diskussion mit dem Historiker Lothar Höbelt, „einem alten Partner im Schmähführen“. 80 Prozent der Formulierungen seien „unter Ironiezeichen“ gefallen.

Das Publikum dürfte sich an dieser – zweideutigen – Ironie wohl erfreut haben, bestand es doch zu einem Großteil aus FPÖ-Sympathisanten. Anlass für die Podiumsdiskussion am 18.Februar 2014 war nämlich die Präsentation von Barbara Rosenkranz' Buch „Wie das Projekt EU Europa zerstört“. Ein ebenfalls anwesender Journalist der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) ließ ein Tonband mitlaufen. (Hier weiterlesen)
Nun ist es keine Frage, daß diese Äußerungen in Gegenwart eines SZ-Spitzels nicht eben klug und überlegt waren. »Die Presse« räumt immerhin ein, daß Mölzer einräume, »blöde Äußerungen« seien das gewesen. Nun: »blöd« waren sie nicht — nur unklug (was nicht dasselbe ist)! Denn was hat Herr Mölzer denn gesagt (soweit es »Die Presse« bereit ist, im O-Ton zu zitieren)?
Im O-Ton hört sich das nun aber so an: „Es ist eine Frage auch des Arbeitsethos, was aus diesem Europa wird: Entweder sind wir ein Negerkonglomerat, totales Chaos, sage ich jetzt bewusst brutal politisch nicht korrekt [...]“
Hm. So what?! Aus der Formulierung ist klar zu entnehmen (»sage ich jetzt bewusst brutal politisch nicht korrekt«), daß es sich dabei um die rhetorische Figur der Übersteigerung des Ausdrucks, also einer Hyperbel, handelt, um einen Sachverhalt besonders klar herauszustellen. Und außerdem: was wäre daran inhaltlich falsch? sind Negerkonglomerate denn durch großes Arbeitsethos und perfekte Gesellschaftsorganisation ausgezeichnet? Ein »Negerkomglomerat« ist schlicht ein Compositum aus den Bestandteilen »Neger« und »Konglomerat«. Jeder weiß, was ein Neger ist, jeder weiß, was ein Konglomerat ist. Jeder, der halbwegs über Sprachgefühl verfügt, weiß, was die ZUsammensetzung wohl bedeutet — mithin: ein Negerkonglomerat ist nicht erstrebenswerter (aber auch nicht »rassistischer«) als ein Russenkonglomerat, ein Zigeunerkonglomerat oder ein Türkenkonglomerat — weil die Bezeichnung einer Gesellschaft als »Konglomerat« eben den Charakter der diffusen Desorganisation in sich trägt. Das mögen die großen Welteinheitsvermanschter, die an den Schalthebeln der Macht sitzend ein möglichst diffus-desorganisiertes Untertanenheer präferieren. Jeder andere eigentlich nicht.

Aber: »Neger« sagt man doch nicht, weil das ist rassistisch! — ach, immer dieselbe alte Leier .... Und durch ständige Wiederholung nicht richtiger, sorry. Neger ist so »rassistisch« wie »Indianer« (eine Rassebezeichnung), »Slawe« oder »Romane« (Sprachen- und Völkergruppenbezeichnung) oder »Asiaten« (eine geographische Herkunftsbezeichnung). Mit jeder dieser Bezeichnungen (wie mit fast allen Bezeichnungen der täglichen Sprache) wird ein ganzes Begriffsfeld verbunden, mehr oder weniger treffend, aber höchst selten ganz ohne fundamentum in re (wie der alte Römer sagt).

Und so, wie man die Effizienz und Strebsamkeit von ClubMed-Romanen eher nicht ausdrücken will, wenn man bspw. von »italienischen Verhältnissen« redet, oder nicht wirklich ein Loblied auf die feinsinnige Heiterkeit von Piefkes anstimmt, wenn man die Floskel »Deutscher Humor« in einen Satz einbaut, so ist es eben auch mit anderen Begriffen so. Auch bei »Neger«. Nur — seltsamerweise: das gilt hier einfach nicht. Wenn Weiße sich untereinander veräppeln, speziell die Deutschen als »Piefkes«, »Boches« oder »Krauts« bezeichnet werden, dann ist das ganz okay. Aber sobald man einen kraushaarigen Pigmentbegünstigten als »Neger« bezeichnet, bricht auf einmal das Dritte Reich wieder aus — oder wie?

»Die Presse«, die am Dienstag vormittags noch die Ente verbreitete, Mölzer denke deshalb an Rücktritt, erbost sich zum Schluß ihres bierernsten Artikels:
An Rücktritt denkt Mölzer nicht. Auch Parteichef Heinz-Christian Strache schließt einen solchen aus. Mölzers Darstellung sei „glaubhaft“. Eine Strafverfolgung wegen Verhetzung droht dem EU-Mandatar eher nicht: weil sich die Beschimpfung in erster Linie gegen die EU und nicht gegen eine „Rasse“ richte, so Strafrechtsprofessor Helmut Fuchs. „Die Sache ist aber grenzwertig, weil der Tatbestand unbestimmt ist.“

Auf dem „SZ“-Mitschnitt sind noch weitere „ironische“ Passagen zu hören. Etwa diese: „Da ist es wirklich so, dass alle, von den Portugiesen bis zu den Esten, von den Schweden bis zu den Sizilianern – die nimmt man nicht so wahr, weil sie wirklich nur 1,60 groß sind –, über uns lachen, über die Deutschen und Österreicher. Wir sind die Einzigen, die bei einem Termin einigermaßen pünktlich sind. Wir sind die Einzigen, die um neun schon arbeiten und nicht erst um elf. Und es ist wirklich so.“

Eines, sagt Andreas Mölzer, wundere ihn dabei schon: „Warum hat der Journalist fünf Wochen gebraucht, um aus meinen satirischen Aussagen einen politischen Vorwurf zu konstruieren?“
Nun, Mölzer braucht sich nicht zu wundern: »Aufdeckungsjournalismus« ist immer eine Frage des Timings — und zumeist eine Frage, wann man glaubt, den Auftraggebern dieser heroischen Aufdeckung am besten dienen zu können. Schließlich will man als Journaillist ja weiterkommen. Und wenn es »Die Presse« auch noch so sehr wurmt: zurücktreten sollte Mölzer wegen dieser Lappalie keineswegs. Solange sich die EU-Grünen-Fraktion einen Fraktionschef leistet, der sich von Kindergartenkindern seinen Schwanz befummeln ließ, und darüber noch in einem Buch milde Wortspenden zum Besten gab, kann sich die FPÖ-Fraktion die Ablehnung eines Negerkonglomerates aber noch »mit Links« leisten ...

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P.S.: »grenzwertig« ist übrigens das ersichtliche Bedauern eines Strafrechtsprofessors, ein Meinungsdelikt nicht verfolgen zu können, weil »der Tatbestand unbestimmt« sei. Schon mal was von der Verpöntheit unbestimmter Rechtsbegriffe in Strafgesetzen gehört, Herr Professor? Davon, daß Meinungsdelikte in einer angeblich so »freien« Gesellschaft an sich schon ein Unding sind, wollen wir überhaupt nicht reden ...

4 Kommentare:

Molot hat gesagt…

"Davon, daß Meinungsdelikte in einer angeblich so »freien« Gesellschaft an sich schon ein Unding sind, wollen wir überhaupt nicht reden ..."
Sollten wir aber!
Unbedingt!
Solange wir das noch können!

MeistersingerVonNürnberg hat gesagt…

Sehr geehrter Molot,

ich teile Ihre Einschätzung, denn es ist nur allzu deutlich, dass sich die Niemöller´sche Beobachtung gerade vor unseren aller Augen wiederholt.

Als die Kulturmaxisten die Nationalkonservativen holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Nationalkonservativer.
Als sie die Elternrechtler einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Elternrechtler.
Als sie die Christen holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Christ.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Auch die kulturmarxistsiche Post-68-Revolution wird am Ende ihre eigenen Kinder Auffressen. Dessen können wir uns sicher sein.

Tristan D'Acunha hat gesagt…

@Meistersinger

Was - es gibt "Kulturmarxisten"? Seit wann hat Marxismus etwas mit Kultur zu tun?

MeistersingerVonNürnberg hat gesagt…

@ Tristan:

Mit Kultur zugegebenermaßen wirklich nichts. Mit Kultus- und Bildungsbetrieb jedoch leider so viel, dass dieser komplett mit (neo-) marxistischer Ideologie durchseucht ist.

Äußerst informativ finde ich dazu dieses Video:
http://gloria.tv/?media=444072