Sonntag, 5. Januar 2014

Ein brillanter Nachruf

... von Frank Meyer auf die 2013 wohl endgültig gestorbene Privatsphäre findet sich auf Bankhaus Rott & Meyer:
Mag sein, dass die Privatsphäre schon früher verstorben ist. Es ist nur keinem großartige aufgefallen. Den genauen Zeitpunkt des Todes sollen Geschichtsbücher beurteilen und auch Gedenksteine später daran erinnern. Wer vermisst schon die Privatsphäre? Sie ist wie eine lästige sabbernde Tante zu Besuch am Kaffeetisch. Vorbei sind die Zeiten, in denen man allein ist – am Telefon, am PC, in der Öffentlichkeit, auf Arbeit, unterwegs, zu Hause. Was tut man? Und wann? Und warum? Und wie oft?

Kann sich heute überhaupt noch jemand vorstellen, ohne das alles auszukommen, was wir „modern“ nennen und zugleich die Voraussetzung für eine Selektion in gut, böse und uninteressant ist? Und wie in drei Teufels Namen ging das früher ohne das alles, was heute unverzichtbar erscheint? Wahrscheinlich käme es sogar zu einer Revolution, sollten unsere Netze, also jedermanns „Soma“, je einmal ausfallen.
Das alles ist witzig formuliert, daß man fast lächeln muß — wäre es nicht so hoffnungslos traurig. Und was das schlimmste daran ist: die Leute merken es nicht, und wenn sie's merken, ist es ihnen piepegal. Denn Frank Meyer hat völlig recht, wenn er schreibt:
Die geübte Abhängigkeit vom Mobiltelefon und Computer, ob mental oder beruflich, schiebt alle in die gleiche Gasse – die Gasse der Abhängigkeit. Die Schweine im Schlachthof gehen den gleichen Weg, nachdem ihnen vorher ein Chip verpasst wurde. Eine Wette: An der Chip-Ausgabe für Menschen bildet sich bestimmt eine lange Schlange, wenn es Frei-Klicks gäbe ...
Schöne neue Welt ...

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