Donnerstag, 12. September 2013

»Das ist es, was Amerika anders macht. Das ist es, was uns außergewöhnlich macht«

Meint wenigstens Backaroma. Nun, Rußlands Präsident Putin sieht das anders — und, wenn man sich die Aktionen der USA im Laufe ihrer Geschichte so ansieht: mit gutem Grund!
Reaktion auf Obamas Rede zu Syrien
Putin wirft USA militärischen Interventionismus vor

Der russische Präsident Putin hat sich im Konflikt um die syrischen Chemiewaffen direkt an die amerikanische Bevölkerung gewandt. In einem Zeitungsbeitrag warnte er vor den Folgen eines amerikanischen Militärschlages gegen Syrien.

(ap/afp/dpa) Der russische Präsident Wladimir Putin hat in einem Beitrag für eine amerikanische Zeitung auf die Syrien-Rede des amerikanischen Präsidenten Barack Obama reagiert. In dem am Mittwoch auf der Website der «New York Times» veröffentlichten Artikel kritisierte er die amerikanische Vorstellung, etwas Besonderes zu sein. Das sei «extrem gefährlich, aus welcher Motivation auch immer», schrieb er.

Obama hatte einen möglichen Militärschlag gegen die syrische Regierung damit begründet, dass amerikanische Ideale und Prinzipien «in Syrien auf dem Spiel stehen». Weiter sagte Obama: «Das ist es, was Amerika anders macht. Das ist es, was uns aussergewöhnlich macht.»

(Hier weiterlesen)
»Der Putin soll besser ganz still sein, angesichts der russischen Geschichte«, wird der eine oder andere jetzt vielleicht bemäkeln. Nun, das ist freilich nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen den Amis und den Russen seit dem Zerfall des kommunistischen Ostblocks immerhin: spätestens seit damals ist Rußland wenigstens nicht global auf Alphatier unterwegs — die Amis hingegen nach wie vor!

Ron Paul hat auf seiner Website über den von den USA als ganz selbstverständliches Alleinrecht betrachteten Weltherrscher-Status ein treffendes Zitat von Joseph Schumpeter über das Römische Reich gebracht:
“There was no corner of the known world where some interest was not alleged to be in danger or under actual attack. If the interests were not Roman, they were those of Rome’s allies; and if Rome had no allies, then allies would be invented. When it was utterly impossible to contrive an interest – why, then it was the national honour that had been insulted.”
(Joseph Schumpeter, The Economy and Sociology of Capitalism, S.177)
Die frappante Ähnlichkeit mit der Rolle der USA heutzutage ist wohl unübersehbar.

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P.S.: Putins Stellungnahme in extenso bringt Kollege Morgenländer (engl.).

P.P.S.: vom Feinsten sind die teilweise fassungslosen Kommentarpostings geeicht transatlantischer NZZ-Leser. Ein russischer Präsident im Leib- & Magenblatt der US-Demokraten! Ja, derf der denn das! Köööstlich ....

2 Kommentare:

FDominicus hat gesagt…

Womöglich muß ich meinen Tag anders anfangen. Ich habe heute Zeitung gelesen und die Kritik von Putin an "dear mr president" gesehen. Da denke ich mir ist doch ein feiner Aufhänger, setze mich hin und schreibe:
http://fdominicus.blogspot.de/2013/09/spate-genugtuung.html

Dann drehe ich meine Blog-Runde und komme hier vorbei und bekomme diesen Eintrag zu sehen ;-)

Anonym hat gesagt…

Putin ist sicher einer der intelligensten Politiker (nicht nur Rußlands), der derzeit an der Macht ist. Er hat es geschafft, den Ausverkauf russischer Interessen (v.a. unter Jelzin) zu stoppen, stellt immer wieder ganz simple Statements in den Raum (zB sein "cui bono?" in Zusammenhang mit dem Giftgaseinsatz), vermeidet jede Provokation und zieht klare Grenzen (zB gegenüber Georgien).

Tom Jericho