Dienstag, 30. April 2013

Déjà vu

Auf einen — wie gewohnt — genialen Artikel von »Politplatschquatsch« zu den immer weiteren (und immer früheren) Kreisen, die die NSU-Komödie so rein »ermittlungstechnisch« zieht, hat der auch auf diesem Blog postende Kollege »Volker« ein so treffliches Kommentarposting verfaßt, daß man es nicht im Orkus des Kommentararchives untergehen lassen darf.

Eh voilà — sein geneigtes Einverständnis frech präsumierend, zitiere ich es hier einfach  in extenso:
Heute haben wir erfahren, dass Zschäpe außer den Türken, Griechen, Polizisten und Kreisverwaltungsreferenten auch die Regisseure ausrotten wollte.

Den ersten Versuch unternahm sie in der Silvesternacht 1996. Konkret mit "drei bis fünf Stück" Schüssen. Das "Stück" ist wichtig beim Ausfüllen des ME-Scheins.
Bitte beachten: Bei Schüssen als Einheit nicht "1000" oder "Liter" sondern immer "Stk.". Sonst gibt´s auf die Finger vom Revisor.

Beim ersten Lesen habe ich zugegebenermaßen gezweifelt.
Wenn der NSU pistolenmäßig so gut drauf war, warum haben die nicht getroffen?
Und warum haben die couragierten antifaschistischen Widerstandskämpfer nicht sofort Anzeige erstattet, wo doch Gesicht zeigen in der Szene groß geschrieben wird?

Noch mysteriöser dass "ein Eintrag bei der Bahn den Verdacht auf Schüsse bestätigt habe".
Wer ist "die Bahn"?
Der Lokführer, der Schaffner, der Mann mit der roten Mütze, die Bahnpolizei?
Und wo findet sich der "Eintrag"?
Im Logbuch des Lokführers? Auf den Bestellzetteln des Mitropa-Kellners? An der Tür vom Bahnhofsklo?

Wie kamen die überhaupt auf den "Verdacht von Schüssen"?
Haben die was gehört? Oder gesehen?

Hat "die Bahn" die Polizei informiert?
Hat die Polizei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet?
Warum haben die keine Spuren gesichert?
Warum haben die keine Zeugen gesucht?

Aber was soll´s. Wir sind hier beim antifaschistischen Widerstandskampf, da haben Wahrheit und Logik sowieso Zutrittsverbot.

Es sieht jedenfalls danach aus, dass die Realität wieder mal die Satire überholt.
Am Beginn des NSU-Fake haben wir noch spekuliert, ob Barschl vielleicht auch ein NSU-Opfer ist. Nun arbeiten die sich ernsthaft in diese Richtung. Jedenfalls zeitlich.
Jetzt haben wir einen Mordversuch von 1996. Als nächstes kommt Zschäpes Mord von 1993 (oder so). Von da ist es nur ein kleiner Schritt zum Genfer See. Aber ein großer Schritt für die Menschheit.
Ach — Fragen über Fragen! Wo doch die Antworten schon feststehen. Wenigstens nach Ansicht der Ermittler. Der sich die Richter wohl schwer werden verschließen können. Denn das war bei Schauprozessen eigentlich immer so und hat sich bewährt: vorab wird ein Meinungsbild erstellt, dem Richter mit Karriereabsichten freudig (evtl. nach Abwarten einer Schamfrist, genannt »Beweisverfahren«) zustimmen können.

Das weitere (Urteilsbegründung etc.) ist eigentlich nur mehr Formalität bzw. Strafvollzug (bis zum Selbstmord in der Zelle) .... .

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Habe die Tage einen "antizionistischen Anarchisten" auf der Straße getroffen, der mir den Hinweis gab, der Brand zum Hitlergeburtstag 1997 bei mir könne mit der NSU zu tun haben.
Ganz kurz habe ich gestaunt, aber je mehr ich drüber nachdenke . . .