Freitag, 25. Januar 2013

»Geld kann man drucken. Wohlstand nicht. Auch nicht in Japan«

Wenn Frank Meyer einmal etwas erstaunlich findet, muß man das ebenfalls höchst erstaunlich finden! Denn Frank Meyer lächelt sonst nur süffisant, aber staunt nicht. Was also wäre geeignet, selbst bei Frank Meyer ein Erstaunen auszulösen? Nun, Japan ist allemal für Überraschungen gut. Waren es einst die Geishas, die die im Westen verbreitete Ansicht widerlegten, daß man mit Gunstgewerblerinnen alles mögliche, nur nicht gepflegt konversieren könne, oder die Kamikaze-Bomber, die bewiesen, daß ein Bomberpilot nicht darauf warten muß, bis ihn der Feind abschießt, sondern sich selber in Grund und Boden (respektive: Schiffsdeck) bohrt, so ist es jetzt der Wirtschaftskurs der japanischen Regierung, der uns zur Erkenntnis verhilft, daß auch der Selbstmord mit Anlauf eine Disziplin ist, die in Japan in hoher Gunst stand (Stichwort: »Harakiri«) und immer noch steht. Aber lassen wir Frank Meyers Staunen doch unmittelbar auf uns wirken:
Erstaunliches passiert gerade in Japan. Regierung und Notenbank haben Einladungskarten für ein Spektakel der Extraklasse verschickt – der Zerstörung des Yen. Ein Versuch in Echtzeit – ein Lehrstück und Warnung zugleich…

Nehmen Sie Platz! Die Vorstellung beginnt. Das Ergebnis steht schon fest. Japan wird erst seine Währung erfolgreich schwächen und sie dann endgültig zerstören. Die Notenbank wird auf staatlichen Befehl der Regierung jede Summe zur Verfügung stellen, die nötig ist, und damit der vorhandenen Menge an Yen ein Vielfaches davon hinzufügen. So ist der Plan.

Der Akt ist anfangs nicht einfach, aber er funktioniert. Die Geschichtsbücher prall gefüllt mit diesen Märchen, dass Gelddruckerei Reichtum schaffen soll. Nur Stroh zu Gold spinnen war etwas schwieriger. Nehmen Sie Platz! LIVE ist LIVE.
(Hier weiterlesen)
Ja, lesen Sie weiter! LIVE ist LIVE, auch bei Frank Meyer! Und selten hat sich LePenseur innerlich so sehr über schreckliche Perspektiven amüsiert, wie bei diesem Artikel ...

Einem Land zuzusehen, wie es sich (»Selbstmord mit Anlauf«) und seine Zukunft zerstört — das erlebt man zwar täglich, aber selten in dieser konsequenten Brillanz! Jeder Hollywood-Thriller ist eine matte Sache dagegen — v.a. weil man weiß, daß der Held in letzter Minute dann doch noch ... ... aber hier? Premier Abe als Bruce Willis des Nikkei-Index — sorry, aber gestatten Sie, daß LePenseur hier ein wenig maliziös lächelt. Welches Lächeln ihm nur beim Schluß des Artikels gefriert:
Steigende Preise an der Börse wird mit Optimismus verwechselt oder auch mit Wohlstand. Dabei kenne ich kein Beispiel, dass man Reichtum einfach drucken kann. Nirgendwo in der Geschichte hat das funktioniert. Der letzte Lackmustest liegt länger zurück. Offenbar muss die Welt diese Erfahrung erneut machen. Diesmal nur global.
Ja, in der Tat, das könnte hinkommen ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke für den Hinweis auf Meyer. Japan finanziert die Hälfte seines Staatshaushaltes seit Jahren per Schulden. Sollte die neue Regierung es schaffen eine Inflation von zwei Prozent zu erreichen ist der Staatsbankrott sofort da. Die Zinsen für die Schulden fressen sämtliche Steuereinnahmen auf. Klar ist, dass die japanische Gesellschaft heute noch glaubt das generationenübergreifende finanzielle Perpetuum Mobile erfunden zu haben. Und zwar indem sie Schulden auf zukünftige Generationen macht, die sie aber gar nicht gezeugt hat. Neoliberale Hetzer nennen so etwas natürlich Schneeballsystem. Sie verweisen darauf, dass diese Systeme nur solange funktionieren solange es mehr Einsteiger als Aussteiger gibt. In Japan aber werden inzwischen mehr Windeln für Erwachsene als für Babys verkauft. Die Geburtenzahlen sind die geringsten in der industrialisierten Welt. Ausweg durch junge Einwanderer? Nicht in Japan.
Damit sind wir bei Kyle Bass. Siehe You tube Link. (http://www.youtube.com/watch?v=JUc8-GUC1hY) Wer ganz gut Englisch kann erfreut sich an dem Vortrag eines Hedgefonds-Managers aus Texas, der die größte Wette gegen das japanische Wunder eingegangen ist. Die Zahlen sind beeindruckend. Ab Minute 26 geht es in dem Vortrag mit Japan los. Eine aussterbende, fremdenfeindliche Gesellschaft druckt wie verrückt Geld. Kyle Bass hat übrigens 2005 schon mal eine doofe Frage gestellt. Wie kann es funktionieren, dass hunderttausende mexikanische Erntehelfer und Hilfsarbeiter überall in den USA mit einem Jahreseinkommen von 32000 Dollar von zwei halbstaatlichen Hypothekenbanken (Fannie Mae und Freddy Mac) einen Hausbaukredit über 800000 Dollar bekommen (Ein Häusle für jeden US-Bürger war der politische Wille von Bush senior und Bill Clinton)? Wie zahlen sie diesen Kredit zurück, wenn die Millionen neuer Häuser gebaut sind und die Immobilienpreise ob dieser gigantischen Fehlallokation daraufhin abstürzen? Antwort der Politfunktionäre und der US-Zentralbank Fed: Unzulässige Frage. Antwort der Realität: Es kann nicht funktionieren. Auch bekannt als Subprimekrise, Lehmanpleite usw. Das deutsche Landesbanken per ABS-Derivaten wie besinnungslos in den US-Immobilienmarkt investiert haben und damit eine dreistellige Milliardensumme an deutschen Steuergeldern versenkt haben versteht sich von selbst...Ich vermute, aktuell sind deutsche Landesbanken gut in Japan investiert.