Samstag, 26. Januar 2013

Die Auferstehung der Nationalsozialisten

... fand heute, fast auf den Tag genau 80 Jahre nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, durch die national und sozialistisch gestimmte Wählerschaft Tschechiens statt. Der Ex-Kommunist Zeman wurde mit einem massiven Vorsprung von über 20%*) gegenüber seinem Mitbewerber, Fürst Karl Schwarzenberg, zum neuen Staatspräsidenten der Tschechischen Republik gewählt.

Aber hoppla! Das ist doch starker Tobak, nicht wahr! Wie kann man nur einen — naja, zugegeben: etwas rauhbeinigen und früher treu kommunistischen — Sozialdemokraten wie Zeman mit dem Größen Unhold aller Zeiten vergleichen? Tja, wie kann mann nur ...

Man kann! Denn »vergleichen« heißt ja nicht »gleichsetzen« — etwas, was unsere Meinungsmacher immer gern polemisch verunklären, wenn sie Gefahr laufen, ihre Meinungshoheit einzubüßen. Ja selbstverständlich kann man Zeman mit Hitler vergleichen! Zum Beispiel so, wie Hitler nichts daran fand, daß man Juden vertrieb und ausrottete, findet Herr Zeman nichts daran, daß die Beneš-Dekrete genau dasselbe mit den Sudetendeuschen anstellten. Natürlich gibt es Unterschiede in der Größenordnung, auf die Rainer Nowak, der neue Chefredakteur der »Presse«, sofort eilfertig hinweist. Wie wenig er aber selbst an den tradierten Geschichtskanon (alles Opfer, außer die Deutschen) glaubt, beweist seine entlarvende Übertreibung, zu der er sich bemüßigt fühlt:
Nein, das Aufwiegen von Massenmorden bringt nichts, zumal die Geschichtswissenschaft Verbrechen objektiv beschreibt. Der Holocaust war tausende Male schlimmer als die gewalttätige Vertreibung, Schikanierung und Beraubung der Sudetendeutschen. (Quelle)
Ach, wirklch? Gehen wir einmal von den kanonisierten rund 6 Mio. von den Nazis ermordeten Juden aus, und nehmen wir selbst den Plural »tausende Male« bloß als lapsus linguæ für »tausendmal« — so hieße das, daß durch den tschechischen Mob 1945/46 höchstens sechstausend Sudetendeutsche ermordet worden wären. Ich gehe nicht davon aus, daß ein Herr mit dem typisch tschechischen Familiennamen Nowak so wenig Ahnung von der blutigen Vertreibungsgeschichte der Sudetendeutschen hat, daß er derartigen Blödsinn tatsächlich glaubt, sondern tippe auf eine rhetorische Überreaktion, um sich selbst gegenüber nicht eingestehen zu müssen, daß das, was die Tschechen mit den Sudetendeutschen betrieben hatten, pro Kopf der »Täterbevölkerung« durchaus mit dem zu vergleichen ist, was das 15-mal größere Volk der Deutschen mit den Juden aufgeführt hat. Daß deutsch-tschechische »Historikerkommissionen« sich natürlich unter dem sanften oder unsanften Druck ihrer jeweiligen Regierungen auf deutlich kleinere Opferzahlen verständigten (nämlich 20.000 bis 30.000), und den Rest (also mal so schlappe 200.000 bis 250.000) als leider »unaufgeklärte Fälle« zu den Akten legte, ist ebenso üblich wie schändlich. Aber was hat man sich von staatsbezahlten Geschichts»forschern« schon sonst erwartet ...

Zum Glück gibt es noch unabhängige Wissenschaftler von Rang und Namen wie z.B. den amerikanischen Historiker und Völkerrechtsexperten Alfred de Zayas, der sich nicht scheut, das Kind beim Namen zu nennen, und dessen sehr detailliert mit plausiblen Daten hinterlegten Opferzahlschätzungen weit — und zwar sehr weit! — über das von diesen Gefälligkeitsgutachten genannte Maß hinausgehen.

Was werden also unsere p.t. Politiker in Österreich und Deutschland tun, wenn ein nationalsozialistischer Radau-Kandidat mit eindeutiger Mehrheit zum Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt wurde? Werden sie — wie die EU-Staaten im Jahr 2000 gegenüber Österreich, als die pöhsen Purschen von der FPÖ unter dem ÖVP-Kanzler Schüssel in die Regierung kamen — jetzt »Sanktionen« ergreifen? Werden sie dem Präsidenten bei einer Anfrage wegen eines Staatsbesuches zu verstehen geben, daß sie nicht wirklich daran interessiert sind, mit jemandem, der die Ermordung und Vertreibung von Menschen wegen ihrer Volkszugehörigkeit als »unverzichtbaren Bestandteil der Rechtsordnung« ansieht, Ordensaustäusche und Galaempfänge zu veranstalten? Oder werden sie das vielleicht höflicher- und diplomatischerweise nicht andeuten, sondern nur bedauernd Terminprobleme vorschützen?

Aber nein! Wie wir unsere Politiker kennen, werden sie ihm reinkriechen. Wofür sind Arschlöcher denn sonst gut, frage ich mal — und Sie, meine geschätzten Leser, können sich gerne aussuchen, welche damit gemeint sind ...

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*) Die Wahl ging ziemlich exakt mit 55% Zeman zu 45% Schwarzenberg aus. Bezogen auf den Stimmenanteil Schwarzenbergs hat Zemann daher über ein Fünftel (ca. 22%) mehr an Stimmen erhalten.

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