Mittwoch, 4. Juli 2012

Von der Waterkant bis ins Burgenland ...

... jubelt alles über die Rettung des Euro, denn der Euro ist Europa. Und Europa ist die EU und die EU ist das Friedensprojekt. Oder so.

Fangen wir im Norden an, wo »der alte Häuptling der Indianer, Helmut Schmidt«, wie ihn Blog-Kollege Karl-Eduard treffend nennt, sein Herz über die Hürde werfen will, respektive solches anrät zu tun:
Immer noch gilt Eric Warburgs Mahnung: ‚Wir Deutschen haben dafür zu sorgen, dass wir niemals wieder so tief fallen – aber auch dafür, dass wir nicht allzu hoch steigen.‘
... läßt sich Althäuptling Heller-Mut-der-das-Eisen-schlägt vernehmen. Nun: dafür, daß ersteres trotzdem geschieht, sorgen die Nachfolger des Althäuptlings, die auf seinen ruhmreichen Spuren wandeln. Für letzteres sorgen schon die Siegermächte, welche seit 1945 erfolgreich verhindern, daß Deutschland höher steigt, als es ihnen in den Kram paßt: also hoch genug, um das Füllhorn über Europa bequem ausschütten zu können, aber nicht hoch genug, daß man es nicht jederzeit mit erhobener Nazikeule niederprügeln könnte ...

Althäuptling Heller-Mut-der-das-Eisen-schlägt rät also, sein Herz über die Hürde zu werfen. Was immer er damit meinen könnte. Vermutlich das, was dem Herzen am nächsten ist, nämlich die über dem Herzen getragene Brieftasche, die zielsicher (»target2« heißt es nicht von ungefähr!) gen Süden, Osten und Westen zu schleudern ist, wo man sich daran bedienen möge, auf daß Deutschland nicht allzu hoch steige.

Doch nicht nur an der Waterkant, nein auch im Österland erklingen bemerkenswerte Sätze:
Wir sollten mit der Beruhigung in die Zukunft gehen, dass auch wir (also Österreich, Anm.) einmal unter den Rettungsschirm schlüpfen können ...
... meinte Grünen-Obmännin Glawischnigg vorgestern. Was die Kommentatorin »Rennziege« auf Ortner-Online zur ätzenden Replik veranlaßte:
Die Sprüche der bezaubernde Eva G. gleichen denen eines Boxtrainers, der zu seinem bewusstlos von der Ringmatte gekratzten Schützling sagt: “Du hast einen großartigen Kampf geliefert. Chapeau! Die Zukunft gehört dir; denn in der Reha wirst du jeden Fight gegen die Koma-Patienten gewinnen.”
Womit wir endgültig in der Kategorie »Burgenländerwitze« gelandet wären (und dem Titel dieses Postings gerecht werden).

Man erinnert sich vielleicht noch an die goldenen, oder, bessergesagt: keynesianischen, 1970er-Jahre, als in Europa das Zahlen mit Scheck erstmals so richtig in Schwung und Mode kam. Als demnach noch der Schilling (bzw. die DM) existierte (der Witz läßt sich unschwer auch zum Ostfriesenwitz umdesignen). Damals also wurde der kleine Glawischnigg-Bauer aus dem tiefsten Burgenland vom örtlichen RAIKA-Filialleiter überzeugt, doch nicht mehr mit diesem lästigen Bargeld herumzutun, sondern mit Schecks zu zahlen. »Das ist ganz einfach: Sie fragen sicherheitshalber, ob man Schecks annimmt (aber wer täte das heute nicht!), schreiben den Betrag auf diesen Scheckvordruck, unterschreiben — und fertig! Nie wieder verlorengegangenen Geldscheine nachweinen, man kann Sie nicht mehr bestehlen, denn ohne Ihre Unterschrift ist der Scheck nicht gültig.«

Der Glawischnigg-Bauer ist überzeugt und fährt mit dem Traktor gleich in die Bezirksstadt, wo ihm immer schon ein schicker VW im Autohaus gefallen hätte ...
»Wieviel kostet denn der?«
»Wenn Sie ihn sofort zahlen, können wir Ihnen einen Rabatt anbieten!«
»Nehmen Sie Schecks?«
»Aber sicher!«

UNd weiter zum Möbelhaus, um eine neue Schlafzimmereinrichtung zu erstehen. »Nehmen Sie Schecks?« ... und zur Landmaschinenfirma wegen eines Heuladers: »Nehmen Sie Schecks?« »Aber natürlich!« ... und zu... »Nehmen Sie Schecks?« »Selbstverständlich gern!«

Als der Glawischnigg-Bauer am übernächsten Tag über die Dorfstraße geht läuft ihm der RAIKA-Leiter mit Schaum vor dem Mund aus der Filiale entgegen und lallt: »He, Sie! Sind Sie verrückt geworden! Ihr Konto ist mit zweihunderttausend Schilling überzogen! Wie stellen Sie sich das vor? Wie wollen Sie das denn bezahlen?«

Der Glawischnigg-Bauer ist fassungslos. Aber dann hat er einen Gedankenblitz. Er greift in seine Hosentasche, zückt sein Scheckbuch und fragt: »Nehmen Sie Schecks?«

Der ESM funktioniert genauso, wie dieser Witz. Bessergesagt: genausowenig. Und das ist leider kein Witz ...

3 Kommentare:

Arminius hat gesagt…

Es brausen nach Süden die Euros. Der Endsieg des Euros ist nah!
Merkel befiehl! Wir folgen Dir.

FDominicus hat gesagt…

Arminius, Sie wissen wie es dem Sieger ergangen ist, er wurde von den eigenen Leuten erschlagen ;-)

Zaungast hat gesagt…

Mal wieder etwas, das Sinn macht:

http://www.youtube.com/watch?v=Ui0NOk_lSbU

(Eurokrise: Staatsverschuldung 1950 - 2011 das dicke Ende kommt noch - Hans Werner Sinn - ifo)

Sehenswert!