Montag, 24. Mai 2010

»Morgen fällt aus«

So lautet der Untertitel eines ef-Artikels von Thomas Fink. Er fängt an mit der deprimierend wahren Feststellung
Europa ist pleite. Amerika auch. Seit Jahrzehnten über Schulden finanzierte, aufgeblähte Staatshaushalte bekommen jetzt die Rechnung präsentiert. Und können sie nicht zahlen. Mit Währungsreform und Inflation könnte man sich zwar auf Kosten seiner ruinierten Gläubiger der Schulden entledigen, aber danach gibt es niemanden mehr, der einem noch was leiht. Und es gibt immer noch eine Bevölkerung, die sich in ihrer Mehrheit daran gewöhnt hat, Geld auszugeben, welches sie nicht hat.
Nicht schön, aber leider wahr. Die Eisberge schwimmen immer dichter, aber die Design-Experten ringen noch um die optimale Aufstellung der deck-chairs auf der Titanic. Verdrängung ist schon kein Ausdruck mehr für das, was betrieben wird. Eigentlich schon Verabschiedung aus der Realität ...
Wenn kein Geld mehr in der Kasse ist, sollte man sich unbedingt der Farbe der Mülltonnen zuwenden oder ob es Christen gestattet werden sollte, Kruzifixe auf der Arbeit zu tragen. Es scheint auch eine seltsame inverse Beziehung zwischen schrumpfenden Ressourcen und wachsenden Versprechungen zu geben. Wenn wir das Reale nicht anbieten können, versprechen wir eben die Fälschung. Warum soll man sich um konkrete Verbesserungen der Umwelt kümmern, wenn wir durch Emissionshandel den Meeresspiegel senken können. Da wir schon einen nuklearen Iran akzeptieren müssen, haben wir wenigstens bald eine Welt ohne Atomwaffen!

Und das wird alles in der Zukunft passieren, an einem Ort, wo ein wundersames, unerschöpfliches Füllhorn uns immer alles, was wir brauchen, leiht und ein Auge zudrückt, wenn wir nicht bezahlen können. Das wird es tun, obwohl dieser Ort von Menschen bevölkert sein wird, die niemand pflegen wird und Kindern, die nie geboren werden.
Insofern ist der bestechend formulierte Titel nicht ganz treffend. Nicht »Morgen fällt aus« wird es heißen, sondern: »Morgen fallen wir aus« ...

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